











































































Goethe, Farbenlehre:
Indem ich einen Gegenstand der mich ergriff, so lange in meinem innern Sinn trug und hegte, bis daraus etwas entstanden war, das als mein angesehen werden mochte, und das ich, nachdem ich es Jahre lang im stillen ausgebildet, endlich auf einmal gleichsam aus dem Stehgreife und gewissermaßen instinktartig, auf das Papier fixierte.
Hier ist zusammengefasst, was auch mich in vielerlei Hinsicht umtreibt und innehalten läßt. Beim Schreiben geht es um das immer wieder neue Zusammensetzen einer Welt – das kann ein Essay, ein Forschungsbericht, eine Erzählung sein. Dass zum Schreiben auch die Sendung gehör, ist für mich selbstverständlich. Schreiben schafft Räume, es orientiert, Fotografie erfindet Räume. Ich halte mich abwechselnd in beiden auf – entscheidend sind die Schwellen. Im Schatten der Schrift steht die Rede, das Sprechen. Sprechen, Lesen, Vorlesen ist ein Lackmustest für die Übersetzung. Erst durch den Vortrag gewinnt ein Text seine vierte Dimension. Das kann als Schauspiel oder als Rezitation geschehen. Schreiben, Fotografieren, Sprechen und Spielen entstehen für mich vor dem Hintergrund des unablässigen, prüfenden Sammelns. Sammeln ist kein Festhalten und Horten und Habenwollen, sondern etwas, das Künftiges erst ermöglicht. Es orientiert auf eine zu entwerfende Zukunft.
* 1947 in Nürnberg. Seit 1968 überwiegend in Berlin (bis 1989 West- Berlin) und Paris als freischaffender weisungsgebundener Schauspieler und nicht-weisungsgebundener Schriftsteller und Fotograf. Sammler von Paraphernalia (wie Wegezeichnungen und Orangenpapieren)